Abstrakt:
Diese literarhistorische Quellenstudie konzentriert sich vornehmlich auf die gewöhnliche Pestdeutung, die im frühneuzeitlichen Europa präsent war. Die theologische Verkündigung zur Zeit der herrschenden Seuche kann aufgrund der Vielfalt der herausgebrachten Pestschriften, -ordungen und -chroniken bestätigt werden. Sie blieb vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert konstant. Ihre Grundlage bildete die Überzeugung von der sündenhaften Natur der Menschen, die trotz der Verheißungen Gottes Sein Gesetz verletzten und daher bestraft werden mussten. Gerade in dieser Hinsicht ähnelte die Interpretation der Pestseuche der alttestamentlichen Überlieferung vom Volk Israel, das dem Herrn untreu und abtrünnig wurde. Im Hauptteil der Abhandlung wurden die folgenden theologischen Pesttraktate analysiert und im Hinblick auf die Umstände in Danzig aktualisiert: Samuel Schelwigs "Denckhmahl von der Pestilentz" (1709), Constantin Schütz' "Christliche Erinnerung Zur Beybehaltung der sehr nöthigen Buß-Gedancken" (1710), Joachim Weickhmanns "Theologischer und ausführlicher Unterricht von der Pestilentz" (1710).