Abstrakt:
Alle Schilderungen Preußens in den Kosmographien waren eindeutig affirmativ gestaltet, was freilich nicht wundern kann, da sie entweder von den Deutschen oder von den Ausländern verfasst, ins Deutsche übertragen und nach den historischen und kulturellen Umständen aktualisiert wurden, so dass auch die Übersetzung zu einem eigenständigen, das Deutschtum bejahenden Werk werden musste. Die Frage, ob Preußen als ein interkultureller Begegnungsort anerkannt werden kann, muss aufgrund der Kosmographien und trotz dieser interpretatorischen Lücke, die um das Konzept einer aktualisierenden Übersetzung entstanden ist, positiv beantwortet werden. Auch wenn die vielfältigen kulturellen und Handelskontakte zu den Reichsstädten, hohe Zuwanderungsraten und die Aktivität der Fremden in den Städten in diesen Publikationen nicht ausführlich behandelt wurden; auch wenn die meisten Weltbeschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts in dieser Hinsicht zurückhaltend sind und viel häufiger die deutsche Überlegenheit und Manier einseitig, eindimensional hervorzuheben suchen, kann man sicherlich von der Interkulturalität dieses Gebietes sprechen, und zwar vor allem aufgrund seiner Präsenz an dem Schnittpunkt von mindestens drei unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen, der polnischen, der deutsch-preußischen und der französischen, englischen oder holländischen, sowie aufgrund seiner kulturellen Erbschaft, die die Jahrzehnte lange Entwicklung dieser Region so herrlich bedingte.