Abstrakt:
Zu den eifrigsten Vertretern der lutherischen Orthodoxie im Gebiet des Königlichen Preußen, ab 1772 Westpreußens, gehörte Dr. Samuel Schelwig (1643-1715), der die orthodoxe Lehre gegen die Danziger Pietisten Constantin Schütz und Ernest Lange verfocht. Sowohl in den Schriften als auch in der kirchlichen Verkündigung ließ sich Schelwig als streng orthodox und ehrgeizig erkennen. Die konfessionelle Situation Danzigs wurde vom Auftreten Schelwigs gegen den Konsistorialrat an der Nikolaikirche in Berlin Philipp Jacob Spener und dessen „Secte der Pietisten“ definiert. Die anfängliche Auseinandersetzung von 1693, die mit der ein Jahr vorher in Leipzig verfassten Schrift Gründliche und wohlgesetzte Bedenken von der Pietisterei von Johann Benedikt Carpzov anfing, zu der Schelwig eine Vorrede schrieb und damit als Gegner des Pietismus auftrat, schlug zuletzt in einen eifrigen Streitschriftenwechsel über die dogmatischen Unterschiede zwischen der Orthodoxie und dem Pietismus über. Die Auseinandersetzung mit der neuen Bewegung überschlug letztendlich in einen persönlichen Konflikt, und zwar vor allem mit Constantin Schütz (1646-1712), dem Pastor an der Marienkirche in Danzig.